Geschichte:

1873 wurden die ersten Pustertaler auf einer Landwirtschaftsaustellung in Wien gezeigt und fotografiert. 1896 erschien die erste Rassebeschreibung im „Album der Rinderrassen der österreichischen Alpenländer“. Die Rasse entstand in den Bezirken Taufen, Bruneck und Brixen. Zu dieser Zeit war sie die schwerste österreichische Rasse.
Um 1925 waren ca. 5% der Pustertaler schwarz-weiss und 95% rot-weiss. Pinzgauer und Tuxer wurden immer wieder eingekreuzt.
Um die Pustertaler von den Pinzgauern besser abzugrenzen, wurden nur mehr schwarz-weisse Stiere zur Zucht zugelassen.
Nachdem Südtirol an Italien fiel, förderte die italienische Tierzuchtgesetzgebung nur mehr die Zucht der Rassen Braunvieh und Pinzgauer. 1963 wurde den wenigen verbliebenen Pustertaler-Züchtern empfohlen, die Restbestände durch andere Rassen zu ersetzen. Einigen wenigen südtiroler Bauern, die trotzdem an der Rasse festhielten und auch Stier aufstellten, ist es zu verdanken, dass es heute noch Pustertaler gibt.
Ab 1984 kauften 2 Stundenten der Veterinärmedizin (Schedel und Schwaab) mit finanzieller Unterstützung durch die GEH (Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.) 20 Pustertaler vom südtiroler Fleckviehzuchtverband, um in Bayern eine Erhaltungszucht aufzubauen, die bis heute existiert.

 

 

Beschreibung:

Pustertaler sind kräftig in Gestalt und Knochenbau, förmlich überladen mit Weichteilen, haben einen kurzen, breiten Kopf mit kräftigen Hörnern. Auf der weißen Grundfarbe verteilen sich schwarze oder rote mehr oder weniger große Flecken. Farbig müssen sein: Flotzmaul, Augenlieder, Augenbrauen, Ohren und Klauen.

Rücken, Bauch und Schwanz müssen weiß sein. Bei Tieren der roten Variante darf der Kopf nicht einfarbig sein, es müssen weiße Kopfzeichen vorhanden sein.
Schwarze Kühe können rot gefärbte Kälber zur Welt bringen. Die Kälber der roten Kühe haben oft eine schwarze Farbe.
Umgangssprachlich werden Tiere, deren Farbgebung mehr aus kleinen Farbtupfern besteht als „Sprinzen“ bezeichnet. Von „Schecken“ spricht man, wenn größere Farbplatten vorhanden sind. Die Kreuzbeinhöhe schwankt zwischen 130cm und 155cm.

 

Milch:

Das Tagesgemelk der Erstlingskühe beträgt 14kg- 16kg. Mehrmelkkühe bringen es auf 20kg. Die Laktationsdauer ist bei Pustertalern von beschränkter Länge: ca. 200 Tage. Sobald die Kühe erneut trächtig sind, sinkt die Menge des Tagesgemelks rasch ab. Das hat den Vorteil, dass die säugenden Kühe nie „ausgesaugt“ werden, d.h. man muß Schlachtkühe nicht lange aufmästen. Das Absetzen der Kälber mit ca. 8 Monaten läuft dadurch auch problemlos und vor allem ruhig ab.

Die Milchmenge kann bei Pustertalern nur in sehr kleinem Rahmen durch die Fütterung beeinflusst werden. Ein zuviel an Kraftfutter setzten die Pustertaler hauptsächlich in Masse um. Kühe mit über 900 kg sind in Milchviehherden keine Seltenheit.

 

Fleisch:

DNA Untersuchungen bei einigen Tieren in Deutschland und Österreich ergaben bei der Zartheit des Fleisches einen Durchschnitt von 4-6 Sternen und 1-2 Sterne bei der Marmorierung. Pustertaler weisen somit eine gute Veranlagung zu bester Fleischqualität auf. Das Gewicht der Kühe liegt um die 700 kg. Bullen wiegen bis zu 1200kg. Das Endgewicht erreichen die Tiere aber erst zwischen ihrem 3.ten und 4.ten Lebensjahr. Pustertaler wachsen langsamer, als die „modernen“ Rinderrassen. Das hat aber den Vorteil, dass das Muskelfleisch kurzfasrig und deshalb zart ist, was vor allem im Direktverkauft von den Verbrauchern  honoriert wird.

 

Charakter:

Pustertaler sind sehr ruhig, neugierig, nervenstark, bisweilen auch stur, dem Menschen gegenüber gutmütig. Auf der Weide zeigen sie sich temperamentvoll und den Herdengenossinen gegenüber auch kampflustig.

 

 

Eignung:

Wegen dieser Eigenschaften werden Pustertaler in Deutschland und Österreich fast ausschließlich als Mütterkühe gehalten. Die Kälber sind sehr frohwüchsig. Die beschränkte Laktationsdauer verhindert, dass die Kühe bis zu Erschöpfung ausgesaugt werden.

Eine Besonderheit dieser Rasse ist ihre Farbe. Dadurch sind die Tier aber immer wieder den wechselnden modischen Vorlieben ausgesetzt. Die geringen Bestände wurden und werden dadurch zusätzlich geschwächt. Bei der Zucht von Nutztieren sollte die Farbe eine untergeordnete Rolle spielen!

                               

Aktueller Stand:

Südtirol:
Um die 600 Herdbuchkühe. Ende der 70er Jahre wurden hemmungslos Vogesen eingekreuzt um die Euter und die Milchleistung zu verbessern. Diese Mischlinge hatten oft die sehr beliebte Sprinzen-Zeichnung und konnten optisch kaum von reinrassigen Tieren unterschieden werden. Zuchtrichtung Milch. Die hohen Milchpreise in den 90ger Jahren führte dazu, dass die Pustertaler aus den Milchbetrieben verschwanden und aktuell zum größten Teil als Mutterkühe bzw. Fleischrinder gehalten werden.


Österreich:
Um die 900 Herdbuchkühe. 1995 importierten die Österreicher die ersten Pustertaer und begannen mit der Erhaltungszucht. In Österreich werden für Herdbuchkühe Prämien bezahlt. Das Herdbuch wurde inzwischen geschlossen. Das bedeutet, Tiere, die aus Italien oder Deutschland zugekauft werden, sowie deren Nachkommen werden nicht in das Herdbuch aufgenommen und sind somit auch, unabhängig von ihrer Reinrassigkeit, nicht Prämienberechtigt. Eine Pustertaler Herdbuch Kuh ist in Österreich nicht unter 4000.- Euro zu bekommen. Um den Inzuchtgrad zu verringern werden Anpaarungsvorschläge mittels Optimate ermittelt. Zuchtrichtung Fleisch


Deutschland:

Die GEH hat die Pustertaler zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2020 gewählt.
Der Bestand aller Herdbuchkühe in Deutschland betrug 2017 um die 135 Kühe. In 2 Bundesländern werden sie im Fleischrinderzuchtverband geführt. In einem Bundesland beim Milchviehzuchtverband, obwohl diese Tiere auch nicht unter Milchleistungskontrolle stehen. In Deutschland herrscht Uneinigkeit über die Zuchtrichtung oder die Vermeidung von Inzucht. Die reinrassigsten Tiere dürften aber in Deutschland stehen und aus der 1984 begonnen Erhaltungszucht stammen.

 

Schweiz:

Seit 2015 werden Pustertaler auch in der Schweiz gezüchtet.

 

2001 wurden im Piemont Rinder mit Pustertaler Exterieur entdeckt. Genuntersuchungen bestätigten die nahe Verwandtschaft dieser, noch recht zahlreichen Tiere mit den wenigen Pustertalern.