Geschichte:

Die Murnau-Werdenfelser sind die einzige, nur in Bayern gezogene Rinderrasse. Ursprungsgebiete sind der Landkreis Garmisch und das Werdenfelser Land. Erst ab dem 2.ten Weltkrieg wurde mit der Reinzucht begonnen. Von den Bergbauern wurden die Murnauer als Dreinutzungsrasse (Milch, Fleisch und Zug) gezüchtet. Die Kühe mussten Wagen und Ackerpflüge ziehen, das Kälbchen und die Familie des Bauern ernähren. Es sind daher leichte und gängige Tiere mit viel Ausdauer. Noch Anfang des 19 Jahrhunderts waren die Murnau-Werdenfelser eine sehr beliebte Rasse in Oberbayern. Vor allem die Ochsen dieser Rasse wurden gerne eingesetzt. Nachdem die Zugleistung von Rindern nicht mehr gefragt war und die Milchleistungen der Murnauer mit denen anderer Rassen nicht mithalten konnte, vielen die Bestandszahlen bis Anfang der 1980er Jahre extrem ab. Nur mehr 6 Betriebe hielten an ihren Murnauern fest. Der Staat Bayern beauftragte den zuständigen Zuchtverband Sperma von 5 verschiedenen Bullenlinien zu konservieren. Später stellte sich heraus, dass 3 der Bullen miteinander verwandt waren. Diese 3 Bullenlinien bestimmen bis heute die Erhaltungszucht der Murnau-Werdenfelser. Die Vermeidung von Inzucht stellt ein großes Problem dar.

Ab 2005 begann der Zuchtverband Weilheim mit der massiven Einkreuzung von französischen Tarentaise-Rindern. Momentan werden die Murnauer in Bayern vom Zuchtverband Weilheim (Milch) und vom Fleischrinderverband Bayern (Fleisch) betreut. Seit 2008 werden für Tiere, die im Herdbuch geführt werden und mindestens 50%  „Murnauerblut“ führen, Prämien bezahlt. Bei den Bullen darf der Fremdblutanteil 14% betragen. Weiter Auskunft zu den Prämienzahlungen gibt es bei den zuständigen Landwirtschaftsämtern.

 

                         

Rassebeschreibung:

Es sind Rinder im mittleren Rahmen mit einer Kreuzbeinhöhe um die 137 cm und einem Gewicht um die 550 kg bei den Kühen. Bullen wiegen meist um die 900 kg bei einer Kreuzbeinhöhe von 147 cm.

Durch die Einkreuzung von Braunvieh, Grauvieh und Ellinger Vieh, kommt es bei den Murnauern zu einer großen Farbenvielfalt.
Murnau-Werdenfelser sind semmelgelb bis rotbraun. Bein hellen Tieren sind Flanken, Augen und Stirn häufig dunkel. Diese Färbung bezeichnet man als Maske. Die Schwanzquaste ist schwarz. Bei dunklen Tieren ist immer ein heller Aalstrich zu sehen. Murnau-Werdenfelser  haben ein sogenanntes „Mehlmaul“: das dunkle Flotzmaul ist hell eingefasst. Das Mehlmaul ist bei den Kälbern erst im Alter von ca. vier Monaten zu sehen. Klauen und Hornspitzen sind dunkel. Die Bullen sind generell dunkler, manchmal fast schwarz.

Die Kälber sind bei der Geburt goldbraun, unabhängig davon, ob die Kuh sehr hell oder fast schwarz gefärbt ist. Das Geburtsgewicht liegt um die 35 kg. Die Geburten sind daher leicht. Im Laufe der ersten eineinhalb Jahre färben die Murnauer dann in ihre endgültige Farbe um.

 

Milch:

Da bei den Murnauern seit den 1970ger Jahren keinerlei „Leistungszucht“ in Richtung Milch mehr stattfand, beträgt ihre Milchleistung im Durchschnitt um die 4000 kg mit 3,8% Fett und 3,4% Eiweiß. Nach unseren Erfahrungswerten, bringen Berg- bzw. Bergfex-Kühe noch die besseren Leistungen. Auch das Einkreuzen von Tarentaise-Bullen brachte bei der Milchmenge keinerlei Verbesserung. Lediglich die Euterreinheit konnte verbessert werden, was aber wohl dem sog. Heterosiseffekt zu verdanken ist, den man mit jeder anderen Rasse auch erreicht hätte.

            

 

Fleisch:

Das Geld wird mit den Murnauern ganz klar mit dem Fleisch verdient. Natürlich nur in Schienen, in denen die Fleischqualität honoriert wird. Entweder in der Direktvermarktung oder man kann dieses „Premiumfleisch“ z.B. beim Pschorr in München genießen. Murnauer wachsen langsamer, als die modernen Rinderrassen und erreichen auch nicht deren hohe Schlachtgewichte aber ihr Fleisch ist kurzfasrig, zart und besonders aromatisch. Obwohl bei Ochsen die Fettabdeckung erst mit 3 Jahren komplett ist, ist das Fleisch der Tiere auch schon vorher marmoriert. Wir schlachten unsere Ochsen mit 2 Jahren. Unsere Kunden sind von der Fleischqualität begeistert und warten geduldig und oft sehr lange auf den nächsten Schlachttermin.

 

 

Charakter:

Murnauer Rinder haben einen sehr speziellen Charakter, der vermutlich ihrer Zucht auf Zugleistung zu verdanken ist. Sie sind sehr vorsichtig, eher scheu, haben „ihren“ Menschen, auf den sie sich verlassen. Der tägliche Kontakt zu ihrem Bauern ist für sie wichtig. Dann können sie auch „dressiert“ werden. Sie lernen leicht einfache Kommandos und bemühen sich, diese auch richtig auszuführen. Dieses „Können“ ist aber in der Mutterkuhhaltung nicht gefragt, eher sogar kontraproduktiv und vermutlich der Grund dafür, dass sich die Murnauer in dieser Sparte trotz ihrer tollen Fleischqualität nicht profiliere können.

 

 

Aktueller Stand:

Im Jahre 2019 wurde für ca. 835 Herdbuchtiere eine Förderung beantragt. Nur mehr etwa ein Drittel davon waren Milchkühe. Zwei Drittel werden bereits als Mutterkühe gehalten.

Es gibt insgesamt 19 Bullen in der künstlichen Besamung. 10 dieser Bullen sind reine Murnau-Werdenfelser. Die Samen der Bullen sind bei den Besamungsstationen Greifenberg, Bauer – Wasserburg und Marktredwitz-Wölsau erhältlich. Ausführliche Infos zu den Bullen finden sie unter dem Menüpunkt Murnau-Werdenfelser -> KB Bullen auf dieser Seite.